Predigt von Frau Pfarrerin Alves-Christe

Gottesdienst unter lautem Himmel am 19.07.2015 am Goetheturm
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Predigt Pfarrerin Silke Alves-Christe

Liebe Gemeinde!
Vor gut 6 Wochen haben wir Fluglärmbetroffene, wir Flughafenausbaugegner, etwas ganz Besonderes erlebt.

Wir, die wir uns als wenig beachtete Minderheit oft nicht wirklich ernst genommen fühlen mit unserer Not, wurden vom Frankfurter Oberbürgermeister – und gegen den erklärten Willen des Kirchendezernenten unserer Stadt – in den Kaisersaal des Römers eingeladen, zu mehreren sehr interessanten Vorträgen zum Thema Flughafenausbau und zu Wein und Laugengebäck. Als ich den guten Tropfen vom Weingut der Stadt Frankfurt in Hochheim genoss, kam ich mir vor wie in eine biblische Geschichte versetzt. Im Neuen Testament finden sich mehrere Erzählungen, wo gerade Menschen, die sonst am Rand stehen, zu einem Festmahl eingeladen werden (das ist durch und durch biblisch und ganz im Sinne des Jesus von Nazareth) – und wie die, die sich für rechtgläubig halten, diese Einladung sehr kritisch beäugen. (Auch diese Erfahrung ist mehrfach biblisch bezeugt.)

Ich will diesen Vergleich jetzt nicht vertiefen oder gar überstrapazieren, wichtiger ist mir, was ich aus dem Vortrag von Prof. Singer, der dort im Zentrum stand, neu gelernt habe. Bisher dachte ich immer, der Grund für diesen ungebändigten Flughafenausbau, der so vielen Menschen sehr einschneidende, quälende Probleme bereitet, sei Profitgier und Wachstumswahn und das Überordnen materieller Vorteile über das Wohl von Menschen. Das spielt natürlich alles auch mit, aber Prof. Singer hat im Vergleich mit dem Flughafen London Heathrow, der mit nur zwei Bahnen deutlich mehr Flüge abwickelt als Frankfurt mit inzwischen vier Bahnen, deutlich gemacht, dass schon die Startbahn West quer zu den beiden älteren Bahnen, ein unkluger Planungsfehler war. Aber im Grunde war es bereits ein unkluger Planungsfehler, die ersten beiden Bahnen zu nah aneinander liegend zu bauen. Mit der neuen, vierten, weit entfernt liegenden Bahn hat sich nun das Gebiet, das verlärmt wird, noch einmal um ein beträchtliches Maß vergrößert. Dass so weite Teile des Rhein-Main-Gebiets von Lärm überzogen werden, hat seinen Grund darin, dass die Bahnen dieses Flughafens nicht sinnvoll angeordnet liegen, sondern im Gegenteil so weiträumig verteilt sind, dass besonders viele Menschen in einem besonders weitläufigen Gebiet von den startenden und landenden Flugzeugen gequält werden. Bei einem so stadtnahen Flughafen mitten im Ballungsgebiet ist solch ein Fehler einfach fatal. Die Quintessenz dieses ganz besonderen Abends im Kaisersaal war für mich:

Dass wir eingesperrt hinter verschlossenen Fenstern schlafen und leben müssen, dass wir unsere Gärten und Balkone nicht nutzen können, dass dieses wunderschöne Erholungsgebiet um den Goetheturm seinen Erholungswert verloren hat, dass Beerdigungen vom Dröhnen der Flugzeuge gestört werden, dass wir von einer ständigen Überflugbelastung terrorisiert werden, ja all diese unzumutbaren Qualen, die man uns antut, haben ihren Grund nicht in einer dringenden wirtschaftlichen Notwendigkeit, sondern vor allem in einer Reihe von unklugen Planungsfehlern.

Nicht erst die neue Landebahn mit der Verlärmung riesiger Wohngebiete war eine gravierende Fehlplanung, sondern dieser Fehlplanung gingen schon andere Fehler voraus. Und ich kann nur immer wieder meinen Satz zur neuen Landebahn wiederholen: Eine Fehlplanung wird nicht dadurch richtig, dass sie teuer war.

Was richtig oder falsch ist, entscheidet sich doch nicht nach den Geldsummen, die dafür verschleudert wurden! Es entscheidet sich daran, ob Menschen in Frieden leben können.

Die meisten Menschen, mit denen ich spreche, sehen diesen Fehler, halten ihn aber nicht für korrigierbar, weil es sich um einen zementierten und betonierten Fehler handelt.

Was für ein fataler Irrtum!

Das, was dieser Fehler bewirkt in uns Menschen, an unserer Gesundheit, in der Entwicklung unserer Kinder, das ist doch viel schwerer korrigierbar. Und mehr und mehr Studien zeigen, dass es dringend geboten ist, zu handeln zum Wohl der belasteten Menschen.

Einen betonierten, zementierten Fehler kann man viel leichter korrigieren als die Folgeschäden bei den Menschen. Aber einen betonierten und zementierten Fehler kann keiner korrigieren, der ein Herz hat hart wie Beton, ein Herz, in dem die Gewinnmaximierung und die Geschäftszahlen so fest zementiert sind, das nichts sonst Platz hat.

Dass anfangs über 2000, jetzt immer noch 500 Menschen Montag für Montag im Terminal demonstrieren, dass sie sich seit mehr als 3 ½ Jahren jede Woche, so schwer es ihnen auch fällt, auf den Weg machen, um zu zeigen, dass sie diese Belastung nicht aushalten können, dass sie so wirklich nicht leben können, das kann nur einer übersehen und überhören, der ein Herz hat fest wie Beton, hart wie Zement. Die Bibel nennt das ein Herz aus Stein und ruft immer wieder zur Umkehr, zur Neubesinnung, zur Sinnesänderung auf: Kehret um, kehret um, und ihr werdet leben. So werden wir nachher bei den Fürbitten singen.

Das erste, was Jesus öffentlich gepredigt hat, war genau dies: Kehrt um, kehrt um von euren falschen Wegen.

Martin Luther hat das übersetzt mit den Worten: Tut Buße! Und leider ist mit diesem altertümlichen Wort Buße auch der Sinn abhandengekommen, der aber gar nicht altertümlich ist, sondern hochaktuell.

Buße heißt wörtlich übersetzt: Sinnesänderung, Umdenken, Umkehr.

Fehler korrigiert man nicht, indem man sie mit neuen Fehlern vertuscht.

Fehler korrigiert man, indem man innehält und nachdenkt, nicht immer nur vordenkt, sondern prüfend zurückschaut auf die eigenen Entscheidungen und Handlungen und vor allem auch auf ihre Auswirkungen auf andere Menschen.

Einen Fehler zu erkennen und einzugestehen, mag unmodern sein, aber es ist im Grunde eine viel höhere Leistung als – ohne nach rechts und links zu schauen – von einer Fehlentscheidung zur nächsten zu eilen.

Letzteres kann jeder, aber nachdenken, umdenken, sich selbst und seine Taten selbstkritisch betrachten, den Mut haben, sich mit Betroffenen ins Gespräch zu begeben, statt sie als Schreihälse zu belächeln, und die Bereitschaft, zu Sinnesänderung und Umkehr – das braucht wirklich menschliche Größe.

Ich wünsche mir Politiker und Firmenchefs, die dazu das Herz haben. Ich wünsche mir weise Menschen, nicht nur schlaue, nicht nur geschäftstüchtige und durchtriebene.

Ändert euren Sinn, kehrt um, so werdet ihr leben – und dem Leben dienen statt dem Geld. Amen.

Gottesdienst unter lautem Himmel

Gottesdienst unter lautem Himmel ein großer Erfolg

794Angesagt waren laut Wetterbericht Regen, Hagel und Sturm, doch die Bergkirche der Dreikönigsgemeinde, die BIS und die Familien gegen Fluglärm hatten Glück bei dem von ihnen veranstalteten Freiluftgottesdienst am Sonntagmittag.  Keine Regenwolken, dafür aber laute Flugzeuge über dem Goetheturm. Die über 160 Besucher des Gottesdienstes konnten sich daher in Anwesenheit des Stadtdekans Achim Knecht ein Bild von der unhaltbaren Lärmbelastung, der wir jeden Tag ausgesetzt sind, machen. Der unkonventionelle Gottesdienst mit einer hervorragenden Predigt von Frau Pfarrerin Alves-Christe, einer mitreißenden musikalischen Begleitung von Steve Collins und einer Polonaise vor dem Goetheturm zu einem fröhlichen Kirchenlied, war kurzweilig, abwechslungsreich und eindrucksvoll. Nach dem letzten Lied „We shall overcome“ und versorgt mit ausführlichem Infomaterial saß man anschließend noch lange bei Kaffee und Kuchen zusammen. Schöner kann man einen Sonntagnachmittag nicht verbringen. Danke an alle Helfer, die die Veranstaltung wochenlang geplant und die großen Einsatz gezeigt haben.
Dank an Herrn Dr. Stegbauer und Elke Kothe’s Tochter für die Bilder.

„Drei Jahre unter der Einflugschneise“

Gottesdienst in der Bergkirche der Dreikönigsgemeinde am 26.10.2014 zum Thema: „Drei Jahre unter der Einflugschneise“

Predigt von Pfarrerin Silke Alves-Christe:

Liebe Gemeinde!
Immer wieder kommt es vor – vielen von Ihnen wird es so gehen wie mir –, dass ich Menschen wiedertreffe, denen ich irgendwann in den letzten drei Jahren von der unerträglichen Überflugbelastung und von den wöchentlichen Montagsdemonstrationen erzählt habe, und die beim Wiedersehen fragen, ob ich mich inzwischen an den Lärm gewöhnt habe. Weiterlesen

Rede von Pfarrerin Alves-Christe findet auch im Landtag Beachtung

linken121ccwLandebahn stilllegen! Rede zum Fluglärm von Janine Wissler

20.3.2013

Herr Präsident, meine Damen und Herren!

CDU und FDP bringen einen Antrag zum Thema Fluglärm in den Landtag ein – aber nicht etwa, weil die Situation für die betroffenen Anwohner unerträglich ist oder weil sie als Regierungsparteien endlich einmal handeln wollten, nein: Sie thematisieren den Fluglärm hier nur, weil sich die SPD beim Nachtflugverbot innerparteilich nicht einig ist.

Deshalb will ich hier als erstes einmal über die Situation der Betroffenen sprechen; denn deren Problem ist – mit Verlaub – nicht, dass vier Oberbürgermeister der SPD Herrn Schäfer-Gümbel auf der Nase herumtanzen, wie Sie es genannt haben, sondern deren Problem ist, dass Fraport der ganzen Region auf der Nase herumtanzt. Weiterlesen

Vorbereitung des Kirchentags in Hamburg

Mit Unterstützung des Vereins „Lebenswertes Mainz und Rheinhessen e.V.“ hat sich eine (im Augenblick noch kleine) Gruppe entschlossen auf diesem Kirchentag mit einen Messestand präsent zu sein. In einem eigens dafür gebauten Raum soll in einer dramaturgisch gestalteten kurzen Audio-Visuellen Sequenz der Unterschied von Stille und Erholung zu Verkehrslärmbelastung aus den drei Quellen Straßen-, Schienen- und Fluglärm dargestellt werden. Weiterlesen

St. Aposteln zieht nach

Fahne vor der Kirche St. Aposteln

Nachdem die katholische Gemeinde St.Bonifatius seit dem Sommer mit einer Fahne vor  der ihr den Namen gebenden Kirche gegen den Ausbau des Frankfurter Flughafens protestiert, ziert jetzt auch eine gleiche Fahne die zweite Gemeindekirche St. Aposteln im Ziegelhüttenweg, direkt gegenüber der stark vom Lärm belasteten Fritz-Kissel-Siedlung.

Politiker, hört unsere Stimmen: Zuviel ist zuviel. Die Bahn kommt weg!

Siehe auch: St. Bonifatius zeigt Flagge

 

Gottesdienst am 21.10.2012 in der Bergkirche

Pfarrerin Silke Alves-Christe lädt alle Betroffene und Solidarische am Sonntag,
 21. Oktober 2012, 10:00 Uhr zum Gottesdienst in der Bergkirche ein. Weitere Informationen über nachfolgenden Link:
http://www.intertape.de/Fluglaerm/Artikel/Gottesdienst Ein Jahr unter der Einflugschneise.pdf

Nach dem Gottesdienst lädt die BI-Sachsenhausen zum Infostand ein. Weitere
 Informationen über nachfolgenden Link:
http://www.intertape.de/Fluglaerm/Artikel/Bergkirche21-10-2.pdf

Um 13:00 findet dann im Fraport-Terminal eine Mahnwache statt mit
 anschließender Kundgebung direkt an der Nordwestlandebahn. Weitere
 Informationen über nachfolgende Links:
 http://www.intertape.de/Fluglaerm/Artikel/Flughafen-Demo.jpg
 Anfahr- und Lageplan
 http://www.intertape.de/Fluglaerm/Artikel/DemoPlan.pdf

St. Bonifatius zeigt Flagge

Flagge vor St. Bonifatius

Vor der Kirche St. Bonifatius in der Holbeinstraße (ja, die mit den unmenschlich lauten Glocken) hängt seit Sonntag eine Fahne mit der Aufschrift „Dem Herren, deinem Gott, gehört der Himmel!“, einem Zitat aus dem fünften Buch Mose. Darüber sieht man große Schatten überfliegender Flugzeuge und unten eine grüne Wiese mit Bäumen sowie den Schriftzug „Sankt Bonifatius gegen Fluglärm“. Weiterlesen

BUND erinnert OB Feldmann an Wahlversprechen

Peter Feldmann kann jetzt liefern“

BUND begrüßt den beschlossenen Einzug des Oberbürgermeisters in den Fraport Aufsichtsrat und ist zu Gesprächen bereit

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) verbindet mit der von der Römerkoalition bekanntgegebenen Entscheidung, den Oberbürgermeister Peter Feldmann in den Aufsichtsrat der Fraport zu entsenden, die Hoffnung, dass nun eine andere Politik Einzug hält. Weiterlesen