Rede zur 170. Montagsdemo von Wolfgang Heubner

170. Montagsdemo am 11.04.2015

Liebe Mitstreiter und Mitleidende,

eigentlich wollte ich nur zu Z-D-F (Zahlen-Daten-Fakten) aus dem Geschäftsbericht der FRAPORT AG reden, aber wie dies so immer ist, vorab ein ganz aktuelles Thema was keinen Aufschub duldet.

Wie letzte Woche in der Presse zu lesen war, hat sich insbesondere die BI „stop-fluglärm“, anhand einer in ihrem Auftrag von Herrn Prof. Dudziak erstellten Expertise Position bezogen. Aus dieser Expertise lässt sich klar herleiten, dass die Nord-West-Landebahn nur als Überlaufbahn genutzt werden kann, wenn auf den anderen Bahnen in den Spitzenzeiten keine Kapazitäten mehr vorhanden sind.

Wie es kommen musste, hat dies FRAPORT rundherum abgelehnt. Einer der Pressesprecher der FRAPORT AG Herr Dieter Hulik sagte „Wir brauchen die Nord-West-Landebahn, seit der Inbetriebnahme im Oktober 2011 haben sich die Prozessabläufe am Flughafen spürbar verbessert, die Pünktlichkeit konnte gesteigert werden. Ohne die Nord-West-Landebahn könnten wir das Lärmpausenmodell nicht mehr aufrechthalten.“

Hier nochmals zur Erinnerung: Es gab ein Versprechen, dass mit der Startbahn West der Ausbau des Frankfurter Flughafens beendet sei. Dieses Versprechen wurde eindeutig gebrochen.

Aber mit welcher Begründung wurde die NORD-West-Landebahn denn geplant und gebaut? Damals wurde gesagt:

  1. Die Kapazität der bisher bestehenden 3 Bahnen reiche angeblich nur bis 520.000 Flugbewegungen. Da bis 2020 aber 701.000 Flugbewegungen prognostiziert sind, ist der Ausbau zwingend notwendig.Seit 2007 sind die Flugbewegungen um ca. 24,5 tsd. gefallen und in 2016 erwartet FRAPORT selbst weitere 4750 Flugbewegungen weniger, d.h. für 2016 sind es nur 463.403 Flugbewegungen. Damit liegen wir in 2016 dann mit insgesamt fast 57 tsd. Flugbewegungen unter der angeblichen Kapazitätsgrenze mit den 3 Bahnen.Somit muss es heißen: Die Bahn kann weg!
  2. Mit dem Ausbau werden, wie Herr Schulte noch im März 2011 in der Mitarbeiterzeitung „Start frei“ ausführte, bis 2015 noch 15.000 Arbeitsplätze zusätzlich am Flughafen errichtet.Wo sind die angekündigten 15.000 Arbeitsplätze am Flughafen? FRAPORT selbst hat seit 2012 bis 2015 218 Beschäftigte weniger.
  1. Pünktlichkeit Die Pünktlichkeit ist seit 2013 nicht gestiegen, sondern von 82,3% in 2013 über 81,1 % in 2014, auf 80,3% in 2015 gefallen.

Meines Erachtens ist die Pünktlichkeit eine Frage der richtigen Organisation und hat mit der Landebahn NORD-West nichts zu tun. Deshalb bleibt unsere Forderung bestehen: Die Bahn kann weg!

Zum Lärmpausenmodell kann ich nur sagen:

Es ist und bleibt eine Mogelpackung!

Das Lärmpausenmodell war gab es noch gar nicht bei der Planung der Nord-West-Landebahn, also hat die Nordwestlandebahn damit nichts zu tun. Dies als Begründung für den Erhalt der Nord-West-Landebahn darzustellen, schlägt dem Fass den Boden aus.Hier kann ich nur sagen:

Wir brauchen eine Nachtruhe von 22:00 Uhr bis 6:00 Uhr und damit fällt das Lärmpausenmodell eh weg

und da die Flugbewegungen auch noch stetig fallen, kann es nur heißen:

Die Bahn kann weg!!

Es war mir wichtig diese Aktualität vorab klarzustellen.

Nun zu der Geschäftsentwicklung 2015.

Wenn man den Brief von Herrn Schulte an seine Aktionäre liest, so ist er geprägt von einer überschwänglichen Euphorie, wie toll das Unternehmen dasteht.

Ich kann die Euphorie nicht teilen!

Dabei verweist er auf das neue Leitbild von FRAPORT „Gute Reise! Wir sorgen dafür“

Fragt sich nur wie? Die oben erwähnte sinkende Pünktlichkeit spricht nicht dafür.

Auch erwähnt er dabei noch “Langfristig Erfolg zu sichern bedeutet für uns gleichermaßen Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur unseren Anteilseignern und Beschäftigten sondern auch den Flughafenanwohnern gegenüber“

Dies ist ein Hohn sondergleichen, auf den Arm nehmen können wir uns selber Herr Schulte, da benötigen wir keine Hilfestellung von Ihnen.

Die am 19. Dezember 2015 erreichten 61 Mio. Passagiere sind für Herrn Schulte erwähnenswert. Dabei lässt er seine bisherigen Prognosezahlen einfach unter den Tisch fallen, denn danach hätten wir bereits 2010 die 61 Mio. Marke bei den Passagieren überschreiten wollen. Was hierbei besonders erwähnenswert ist, dass die Anzahl Umsteiger. Von 2014 auf 2015 von 55 % auf mehr als 60% gestiegen ist. d.h. fast 37 Mio. Passagiere sind reine Umsteiger

Im Cargo-Bereich sind dies ca. 130.000 to. weniger als prognostiziert.

Schulte berichtet weiter dass

2015 ein sehr gutes Geschäftsjahr war, mit einer Steigerung aller relevanten Finanzkennzahlen. Dabei lässt er die, die auf FRAPORT zukommenden anstehenden Risiken weg. Ein Großteil dieser Risiken wird insbesondere aufgrund der internationalen Rechnungslegung heute schon in der Bilanz berücksichtigt und deshalb sieht sie auch sehr rosig aus. Hier ein paar Risiken

T3 kostet 3 Mrd. €, die in der Bauphase jedes Jahr mit vielen Mio. EURO in die Bilanz eingehen. Hierbei sind die Risiken der massiven Bodenbelastung am T3 noch überhaupt nicht erwähnt.

Für den Deal mit den griechischen Flughäfen müssen wahrscheinlich noch in diesem Jahr 800 Mio. € gezahlt werden.

Die Beteiligung an St Petersburg ist ein Verlustbringer in Millionenhöhe.

Flüge in die Türkei und nach Russland sind auf Grund der politischen Lage drastisch reduziert.

Und dies alles, bei einer Nettoverschuldung Ende 2015 in Höhe von ca. 2,8 Mrd. Euro.

Noch ein Thema zum Schluss. FRAPORT verdient 66 % seines EBITs (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) mit dem Bereich Retail & Real Estate, also mit der Vermietung und Verpachtung von Shops, Büros und Parkplätzen. Die eigentliche Aufgabe des Abwicklung und Regulierung des Flugverkehrs ist Nebensache.

FRAPORT möchte ja auch den pro Kopf Umsatz je Passagier auf 4 € steigern. In 2015 lagen sie bei 3,63, € in 2013 waren es schon bereits 3,60 €. Hier ich kann nur jedem von uns anraten, wenn Sie fliegen, dann unterstützen Sie auf keinen Fall FRAPORT mit dem Kauf von Produkten am Flughafen. In der Regel bekommen Sie die Produkte mit Ausnahme von Tabakwaren außerhalb zum gleichen, wenn nicht sogar zum günstigeren Preis.

Während insbesondere in den Schwellenländern die Verkehrszahlen kontinuierlich, teilweise 2 stellig ansteigen, liegen die Zahlen bei FRAPORT nur bei den Passagieren im positiven Bereich, aber sie liegen deutlich hinter den Prognosen zurück, Bei den Flugbewegungen und auch im Cargo-Bereich fallen die Zahlen stetig.

An dieser Stelle kann ich FRAPORT und auch der Politik nur anraten, die Erweiterung des Flughafens erneut mit realistischen Zahlen sehr kritisch zu prüfen und zu überdenken. Für uns hier ist es klar.

Wir brauchen kein Terminal 3 also Terminal 3 kann weg

und Die Bahn kann weg!

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