Nachtflugverbot-3500 LH-Cargo Arbeitsplätzen in Gefahr

Aussagen:
Nils Haupt, Lufthansa-Pressesprecher
„Fracht muss nachts fliegen“
Lufthansa-Cargo bangt bei einem Nachtflugverbot um die Existenz – Hahn oder München scheiden als Alternativen aus – Der Konkurrenzdruck ist groß
Flughafen. Der Frankfurter Flughafen ist die Luftdrehscheibe mit dem größten Frachtumschlag in Europa. Das könnte sich mit dem von der Politik beschlossenen und von Fraport im Planfeststellungsverfahren für den Bau der neuen Landebahn beantragten Nachtflugverbot zwischen 23 Uhr und fünf Uhr ändern. Das meint zumindest Lufthansa-Pressesprecher Nils Haupt.

„Fracht muss nachts fliegen“, so Haupt, der statt eines absoluten Nachtflugverbotes ein „praktikables Nachtflugverbot“ fordert. Sechs bis sieben Flüge müsse die Lufthansa pro Nacht in Frankfurt abwickeln können, um wettbewerbsfähig zu bleiben. „Alles andere ist für uns eine Existenzbedrohung. Wir können unsere Flotte nicht sechs Stunden lang still legen“.

Der Flughafen Hahn im Hunsrück ist für die Lufthansa keine Alternative. Dieser Flughafen leide das ganze Jahr über unter schlechten Wetterbedingungen, vor allem unter Nebel. Da dieser Flughafen nur eine Start- und Landebahn habe, sei im Winter immer der komplette Flughafen blockiert, solange die Bahn von Schnee und Eis gereinigt werde. „Die Lufthansa braucht mindestens zwei Bahnen“. Eine Verlagerung der Fracht auf den Flughafen Hahn bedeute darüber hinaus mindestens 40 000 Lastwagenbewegungen pro Jahr zwischen Frankfurt und Hahn, weil die in Frankfurt ankommende Fracht, die mit dem Flieger weiter transportiert werden muss, dann nach Hahn gebracht werden müsse.

Nils Haupt erinnert an die DHL, die Brüssel als Drehkreuz aufgab, weil dort Nachtflugbeschränkungen eingeführt wurden. DHL wanderte mitsamt der 5000 Arbeitsplätze nach Leipzig ab, wo 25 Jahre lang der Nachtflug gesichert ist. Haupt macht deutlich, die Lufthansa wolle auf jeden Fall in Frankfurt bleiben, weshalb man für die Nachtflüge kämpfe. Notfalls auch vor Gericht. München zum Beispiel sei für Luftfracht wegen der dezentralen Lage nicht attraktiv.

Haupt sieht neben den 3500 Arbeitsplätzen der LH-Cargo in Deutschland auch viele Arbeitsplätze bei den Speditionen gefährdet, die sich im Flughafenumland angesiedelt haben.

Komme das Nachtflugverbot, könne die Lufthansa im harten Wettbewerb des Cargo-Geschäftes nicht mehr konkurrenzfähig bleiben. Momentan ist LH-Cargo der zweitgrößte Luftfrachttransporteur der Welt. Bei der Luftfracht seien vergangenes Jahr weltweit 30 Milliarden Euro Verlust eingeflogen worden. „Viele pfeifen bereits auf dem letzten Loch“, weiß Haupt. Und trotzdem schießen immer wieder kleine Fluggesellschaften aus dem Boden, die ebenfalls alle Luftfracht fliegen wollen.

Der harte Konkurrenzkampf führte bei Lufthansa-Cargo bereits zu einer Reduzierung der Arbeitsplätze um zehn Prozent. 480 Mitarbeiter müssen bis Ende 2006 gehen.

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